Rekonstruktion (engl.: Reconstruction)

Allgemein: die (möglichst originalgetreue) Wiederherstellung oder der Nachvollzug einer (meist nicht [mehr] unmittelbar gegebenen) Konstruktion. In diesem Sinne wird von R. gesprochen, wenn etwa ein Gebäude, ein Text, eine Komposition (virtuell oder real) wiederhergestellt wird, aber auch, wenn bspw. anhand von Indizien auf einen Tathergang geschlossen wird. Wie auch an den Beispielen ersichtlich wird, ist eine R. oftmals mit dem Problem konfrontiert, dass einzelne Elemente der Gesamtkonstruktion aus den übrigen Elementen erschlossen werden müssen.

In der sozialwissenschaftlichen Methodologie bezieht sich der Begriff vor allem auf die R. von Sinnzusammenhängen aus (fast immer: verbalen) Daten. Aus der Mannigfaltigkeit der vorliegenden – nicht immer prima vista kohärenten – Einzeldaten sollen deren innere sinnhafte Zusammenhänge oder Muster etwa als Mentalitäten, Deutungs- oder Orientierungsmuster oder auch als Lebenspraktiken erschlossen werden. Von R. lässt sich hier nicht zuletzt deshalb sprechen, weil ihre Gegenstände selbst (soziale) Konstruktionen sind.

Siehe auch: Konstruktion zweiter Ordnung.

Literatur:

  • Bohnsack, Ralf: Rekonstruktive Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich, 1991 (3. Aufl. 1999, 4. durchgesehene Auflage 2000, 5. Aufl. 2003)

© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 30 Jan 2006