Entdeckungszusammenhang

In der Wissenschaftstheorie der (soziale oder innerwissenschaftliche) Zusammenhang der Entstehung oder Erfindung von Theorien. Er wird dem Begründungszusammenhang gegenübergestellt, der nach Popper und nach den Vertretern der analytischen Wissenschaftstheorie alleine für die wissenschaftliche Forschung relevant ist. Der E. gehöre hingegen etwa in den Bereich der Psychologie des wissenschaftlichen Forschens, sage aber selbst nichts über den Gehalt oder die Geltung einer Theorie.

Versuche, dem E. größere Bedeutung zu verleihen, kommen etwa aus dem Kreis jener, die sich mit Abduktion befassen – so lassen sich etwa für »gute« abduktive Schlüsse, die zu interessanten (und gegebenenfalls überprüfbaren) Theorien führen, bestimmte förderliche Bedingungen anführen –, oder von Bourdieu/Passeron/Chamboredon, die im »Bruch« (franz.: rupture) mit den Kategorien und Theorien der Alltagswelt eine entscheidende Bedingung dafür sehen, überhaupt erst zu wissenschaftlichen Theorien zu kommen.

Literatur:

  • Hoyningen-Huene, Paul: Context of Discovery and Context of Justification, in: Studies in History and Philosophy of Science 18, 1987, S. 501-515.

© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 17 Jun 2016