Falsifikation (engl.: Falsification)

Prinzip im Prozess der Prüfung wissenschaftlicher Theorien, erstmals von Karl Raimund Popper (1976 [1934]) aufgestellt.

Nach Popper können Theorien nicht verifiziert (d.h., als definitiv wahr erwiesen) werden, da sie im Kern aus Allsätzen bestehen (z.B.: Alle Schwäne sind weiß). Es ist aber nie ausgeschlossen, dass nicht doch irgendwann einmal ein Fall gefunden wird, auf den der Allsatz nicht zutrifft (in Australien soll es schwarze Schwäne geben). Theorien können aber falsifiziert werden, indem man versucht, aus ihnen (bislang ungeprüfte) Schlussfolgerungen abzuleiten und diese empirischen Tests unterwirft. Theorien, die diese Tests (bislang) bestanden haben, gelten als vorläufig noch nicht falsifiziert.

Als Rekonstruktion des tatsächlichen Prozesses der Prüfung wissenschaftlicher Theorien ist das Prinzip der F. nur sehr eingeschränkt tauglich, da der Prozess der Etablierung, Ausarbeitung, Prüfung und Verwerfung von Theorien im allgemeinen weit komplexer ist und ein Einzelfall in der Regel nicht als Widerlegung einer Theorie betrachtet werden kann und sollte (näheres dazu z.B. bei Lakatos 1970).

Das Prinzip der F. wurde von Popper auch als Abgrenzungs- oder Demarkationsprinzip verstanden, welches wissenschaftliche (= falsifizierbare) von nicht-wissenschaftlichen Theorien unterscheidet.

Literatur:

  • Lakatos, I.: Falsification and the Methodology of Scientific Research Programmes, in: Lakatos, I./Musgrave, A. (Hrsg.): Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge: Cambridge University Press 1970, S. 91-196 (dtsch. Ausgabe 1974 erschienen)
  • Popper, K. R.: Logik der Forschung, Tübingen: J. C. B. Mohr, zahlreiche Auflagen (z.B. 6. Aufl. 1976) (Erstveröffentlichung 1934)

© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 08 Jun 2012