Codieren (engl.: Coding) (Grounded Theory)
Codieren (auch: Kodieren) bedeutet in der Grounded Theory die Analyse von Daten durch Bildung von Konzepten (oder Kategorien) und Zuordnung der Daten (Indikatoren) zu diesen Konzepten. Es handelt sich also nicht um eine einfache Subsumtion der Daten unter vorhandene Kategorien wie im Prozess des in der standardisierten Forschung üblichen Codierens, vielmehr werden die Kategorien oder Codes erst im Verlauf des Codierprozesses gebildet und im Fortgang der Auswertung sukzessive erweitert und verfeinert. Auch kann ein(e) Wort/Satz/Aussage mehreren Codes zugeordnet werden.
Unterschieden wird zwischen drei Arten des Codierens:
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Offenes Codieren: Hier werden (zumeist in den ersten Stadien der Datenauswertung) die Daten sehr breit und umfassend, aber noch eher tentativ ausgewertet, um das Material so vollständig und facettenreich wie möglich zu analysieren. Nach Strauss sollte hier sehr engmaschig codiert werden, also Wort für Wort oder zumindest Satz für Satz.
Zwei Arten von Codes werden unterschieden: In-vivo-Codes (in Strauss 1994 mit »natürliche Codes« übersetzt), die der von den untersuchten Akteuren verwendeten Begrifflichkeit entsprechen oder sich nahe daran anlehnen, und Codes, die die Forscherin oder der Forscher selbst konstruiert (in Strauss 1994 als »soziologisch konstruierte Codes« oder »soziologische Konstrukte« bezeichnet; statt »soziologisch« können selbstverständlich auch Bezüge auf andere Fachdisziplinen auftreten). - Axiales Codieren: Die intensive Analyse eines bestimmten Konzeptes, vor allem mit Hilfe des weiter unten dargestellten Codierparadigmas.
- Selektives Codieren: Die systematische Codierung im Hinblick auf das zentrale Konzept oder die Schlüsselkategorie, die sich im Verlauf der ersten beiden Codierungsschritte herausgebildet hat.
Das Codierparadigma, welches in den späteren Schriften von Strauss (z. B. Strauss 1994) vorgeschlagen wurde, sieht vor, die Daten nach folgenden Kriterien zu codieren:
- Im Mittelpunkt steht ein bestimmter Gegenstand/ein Thema, das Phänomen.
- Gefragt werden soll dann zunächst nach den Ursachen oder Bedingungen des Phänomens weiterhin nach
- Kontextbedingungen oder intervenierenden Bedingungen, unter denen diese Ursachen wirksam werden, ferner nach
- Handlungsstrategien, die das Phänomen bei den involvierten oder betroffenen Akteuren auslöst, sowie nach
- Konsequenzen, die sich aus dem Phänomen oder auch aus den Handlungsstrategien ergeben.
(Man wird kaum sagen können, dass dieses Schema hohe Originalität für sich beanspruchen kann, aber wahrscheinlich soll es das auch nicht).
Literatur:
- Strauss, Anselm L.: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. München: Fink (UTB 1776), 1994
© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 28 Dec 2007