Kausalzusammenhang, Kausalität (engl.: Causality)

K. (vom lat.: causa = Grund, Ursache) bezeichnet die Beziehung zwischen Ursachen und Wirkungen. In Hypothesen werden kausale Verknüpfungen zwischen zwei Ereignissen bzw. Variablen in Form eines Ursache-Wirkungs-Verhältnisses postuliert.

Zu beachten ist, dass »Kausalität an sich« nicht beobachtbar bzw. prüfbar ist. In der Forschungspraxis wird die Beziehung zwischen einer Ursache und der Wirkung daher als kausal interpretiert, wenn folgende Kriterien erfüllt sind (nach Lazarsfeld, Hyman, Hirschi/Selvin):

  1. Zwischen zwei Variablen X und Y besteht ein statistischer Zusammenhang.
  2. X geht Y zeitlich voraus.
  3. Der Zusammenhang zwischen X und Y verschwindet nicht, wenn Drittvariablen, die X und Y zeitlich vorausgehen, kontrolliert werden.

Vor allem bei ausschließlich bivariaten Analysen besteht die Gefahr, dass der in der Datenanalyse gefundene Zusammenhang zwischen zwei Variablen durch dritte Variablen verzerrt wird. Das Resultat wäre dann eine Unter- oder Überschätzung des Zusammenhangs oder sogar eine Scheinkorrelation.
Eine Möglichkeit, dieser Gefahr zu entgehen, besteht darin, in einer multivariaten Analyse die entsprechenden Drittvariablen einzubeziehen und damit nachträglich unter statistische Kontrolle zu bringen. Dazu muss es jedoch eine entsprechende Vermutung bzw. Hypothese über den Einfluss einer Drittvariablen geben, das heißt, das entsprechende Merkmal muss bekannt sein und es müssen Daten dazu erhoben worden sein.
Aber: Das Bestehen des Drittvariablentests ist noch kein endgültiger Beweis für die Existenz einer Kausalbeziehung, da die Menge der Drittvariablen, die zur Kontrolle herangezogen werden können, im Prinzip unendlich ist.

Am ehesten kann ein Kausalzusammenhang bei kontrollierten Experimenten mit Randomisierung ermittelt werden, weil Drittvariablen in ihren Ausprägungen zufällig (und nicht systematisch) auf die Gruppen verteilt sind. Durch den Vergleich von Versuchs- und Kontrollgruppe lässt sich die Wirkung eines Stimulus (also der Ursache) leichter als kausaler Effekt interpretieren.

Grundsätzlich gilt:
Kausalzusammenhänge können nie durch große Werte eines entsprechenden Zusammenhangsmaßes oder durch statistische Analyse begründet werden. Dazu müssen immer erst sachlogische und theoriegeleitete Überlegungen herangezogen werden. Zunächst ist zu klären, welches der beiden Merkmale das jeweils andere beeinflusst, anschließend, ob es sich dabei um eine kausale Beeinflussung handelt oder um einen gerichteten bzw. ungerichteten Zusammenhang. Denn die Richtung einer möglichen Beeinflussung zwischen zwei Variablen können die Maßzahlen, die zur Bestimmung des Zusammenhangs zwischen diesen Variablen herangezogen werden, nicht angeben.

Siehe auch: Korrelation

© R. Christian - W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 30 Sep 2005