Deduktiv-nomologische Erklärung
Erklärung von Phänomenen durch allgemeine Gesetzesaussagen.
Durch Gesetzesaussagen werden zwei Merkmale (Variablen) miteinander verknüpft, i.
a. unter Annahme einer Ursache-Wirkungsbeziehung. Beispielsweise lässt
sich die Aussage »Rauchen führt zum Herzinfarkt« rekonstruieren
als »Rauchen ist eine Ursache von Herzinfarkt« oder »Wenn eine
Person raucht, wird sie einen Herzinfarkt erleiden«.
Die allgemeine Struktur der d.-n. Erklärung – auch als HO-Schema
bezeichnet nach Carl G. Hempel und Paul Oppenheim, die die allgemeine Struktur
der d.-n. Erklärung rekonstruiert haben – lässt sich folgendermaßen
formulieren: Das zu erklärende Phänomen heißt »Explanandum«
(«das zu Erklärende«, von lat. explanare = erklären), die
Ursache des Phänomens heißt »Randbedingung«, und die Randbedingung
zusammen mit dem Gesetz heißt »Explanans« (»das Erklärende«).
Als Übersicht dargestellt:
Explanans | Gesetz | Wenn eine Person raucht, wird sie einen Herzinfarkt erleiden |
Randbedingung | Person X raucht | |
Explanandum | Person X wird einen Herzinfarkt erleiden |
Von einem Gesetz spricht man i.a. erst, wenn die betreffende Aussage (so gut
es geht) bestätigt ist (definitive Bestätigung ist streng genommen
nicht möglich). Solange das nicht der Fall ist, sollte man besser von einer
Hypothese und insgesamt von einer hypothetischen Erklärung sprechen.
In dieser Form, die unterstellt, alle Raucher würden einen Herzinfarkt
erleiden, ist das Gesetz deterministisch formuliert (es unterstellt
eine strikte Ursache-Wirkungs-Beziehung). Wesentlich häufiger sind jedoch
probabilistische Aussagen; auch in in unserem Beispiel gilt sicher
nur folgender Zusammenhang: »Je mehr eine Person raucht, desto höher
ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Herzinfarkt erleidet«. Die logische
Struktur der Erklärung (die Unterscheidung zwischen Explanans und Explanandum)
wird dadurch zwar nicht verändert, jedoch ist eine Widerlegung des unterstellten
Zusammenhanges im Prinzip nicht möglich. Daher spricht man hier von »induktiv-statistischer«
oder »probabilistischer« Erklärung.
© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 11 May 2003