Artefakt (engl.: Artifact)
Der Begriff A. wird in zwei deutlich voneinander zu unterscheidenden Bedeutungen gebraucht:
1. In methodenkritischer Absicht bezeichnet man als Artefakt ein fehlerhaftes Forschungsergebnis, das durch verzerrte Stichproben, durch Interviewer-, Instrument- oder Situationseffekte, oder auch durch inadäquate Analysemethoden entstehen kann. In diesem Sinne kann man auch von Forschungsartefakten sprechen.
Literatur:
- Hilgers, Andrea: Artefakt und empirische Sozialforschung. Genese und Analyse der Kritik. Berlin: Duncker & Humblot, 1997.
- Kriz, Jürgen: Methodenkritik empirischer Sozialforschung. Stuttgart: Teubner 1981.
2. Die Kultursoziologie verwendet den Begriff A. zur Bezeichnung von Materialisierungen menschlich-gesellschaftlichen Handelns. In einem engeren Sinn meint man damit Hervorbringungen des kulturellen Systems wie Bilder, Gebäude, Musikwerke, in einem weiteren Sinne auch Gegenstände der Alltagskultur wie Geschirr, Wohnungseinrichtung, öffentlich gestaltete Räume etc., insoweit sich in diesen auch kulturelle Bedeutungen und Praktiken niederschlagen. An der Schnittstelle zwischen beiden Bereichen könnte man von Laien intentional produzierte Artefakte ohne unmittelbare Bezogenheit auf alltäglichen Gebrauch betrachten, insbesondere Photographien. Artefakte in diesem Sinne sind wichtige Gegenstände sozialwissenschaftlicher Analyse, die bislang vor allem in der Kulturanthropologie bzw. Ethnologie und der Ethnographie berücksichtigt werden.
Literatur:
- Lueger, Manfred: Grundlagen qualitativer Feldforschung. Wien: WUV (UTB 2148), 2000, Kap. 5.
- Schubert, Christan: Gebrauchsgegenstände und technische Artefakte, in: Baur, Nina/Blasius, Jörg (Hrsg.): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS, 2014, S. 899-906.
© W. Ludwig-Mayerhofer | Last update: 12 Jun 2006