Dekonstruktion (engl.: Deconstruction)

Zu sagen – gar: eindeutig zu sagen –, was D. sei, ist streng genommen kaum möglich: Es handelt sich um ein Verfahren der Analyse, welches auf der Prämisse beruht, dass jeglicher Ausdruck oder Bezeichnung (vor allem sprachlicher Natur, letztlich aber alles, was auf zeichenhafter Kommunikation beruht) ambivalent, vieldeutig, widersprüchlich ist. Diese Vieldeutigkeit beruht paradoxerweise darauf, dass der Ausdruck versucht, die Unbestimmtheit, Offenheit oder Vielfalt zu verbergen oder zu unterdrücken – aber ohne Erfolg. D. meint dann den Versuch aufzuzeigen, wie die scheinbaren Eindeutigkeiten zustande kommen (konstruiert werden), sie in diesem Akt aufzulösen (zu de-konstruieren) und so den unterdrückten Gehalten zu ihrem Recht zu verhelfen.

Dieses von dem französischen Philosophen Jacques Derrida ausformulierte »Verfahren« (auch wenn Derrida, nach Zima [1994:34] , »eher den bohrenden Zweifel an jeglicher Methodologie als methodologisches Bewußtsein« ausdrückt) weist, wie Zima (1994: 219) zu Recht vermerkt, Ähnlichkeiten mit der Methode der immanenten Kritik der Kritischen Theorie insbesondere Adornos auf.

Zima (1994: 64 f.) hat freilich auch recht, wenn er – die hier eingangs geäußerten Zweifel an einer klaren, eindeutigen Definition von D. aufgreifend – darauf hinweist, dass »Derridas Gedanke, dass sich jeder Diskurs selbst dekonstruiert, weil die Dekonstruktion nicht ein den Texten äußeres Verfahren ist, sondern schon ›immer am Werk im Werk‹ (...), von seinem eigenen Werk desavouiert wird.
Denn der Dekonstruktion selbst liegt eine relativ stabile semantische Taxonomie zugrunde (...). Fehlte diese Taxonomie, wäre die Dekonstruktion als Theorie und Verfahren weder darstellbar noch kritisierbar«.

Literatur:

  • Villa, Paula-Irene: Dekonstruktion, in: Behnke, J./Gschwend, T./Schindler, D./Schnapp, K.-U. (Hrsg.): Methoden der Politikwissenschaft. Neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren. Baden-Baden: Nomos, 2006, S. 93-102
  • Young, Alison: Imagining Crime. London: Sage, 1996 (Anwendungsbeispiele)
  • Zima, Peter V.: Die Dekonstruktion. Einführung und Kritik. Tübingen und Basel: Francke, 1994 (UTB 1805)

© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 17 Jan 2010