Schwedenschlüssel (Kish-Selection-Grid)

Verfahren zur zufälligen Auswahl von Befragungspersonen in Mehr-Personen-Haushalten.
Solche Verfahren sind aus folgendem Grund erforderlich: Viele Umfragen (→Befragung) zielen auf einzelne Personen als Stichprobenelemente, während faktisch im ersten Schritt nur Haushalte zugänglich sind (z.B. bei Random-Route-Verfahren oder bei Telefonstichproben). Daher muss in einem zweiten Schritt aus dem Haushalt eine Person zufällig ausgewählt (→Zufallsauswahl) werden.

Diese Auswahl erfolgt in Abhängigkeit von der Größe des Haushalts und dem Alter der Haushaltsmitglieder. Die Interviewer erhalten Tabellen mit Zufallszahlen, die nach Auflistung aller im Haushalt lebenden potentiellen Befragten angeben, welche Person zu befragen ist. Wenn eine Tabelle bspw. die Zahlen (1-1-2-2-3-3) enthält, bedeutet die erste Zahl, dass der Erwachsene Nummer 1 in einem Haushalt mit einem Erwachsenen auszuwählen ist; die zweite Zahl, dass der Erwachsene Nummer 1 in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen auszuwählen ist; die dritte Zahl, dass der Erwachsene Nummer 2 in einem Haushalt mit drei Erwachsenen auszuwählen ist usw. Die Auswahl der jeweiligen Zielperson, also wer Nummer 1 oder 2 ist, erfolgt nach Alter oder Geschlecht der erwachsenen Haushaltsmitglieder. Die Interviewer erhalten Tabellen mit unterschiedlichen Zufallszahlen.

Der Begriff S. geht zurück auf Herrmann H. Wolf, den ersten Leiter der Abteilung Hörerforschung des Nordwestdeutschen Rundfunks 1950/51. Bei der Suche nach einem Verfahren, wie in den Haushalten, die eine Rundfunksempfangsgenehmigung besaßen, eine Auskunftsperson nach Zufallsauswahl bestimmt werden konnte, fand er in einem Aufsatz von Elmo C. Wilson eine sehr genaue Beschreibung einer Auswahl von Gemeinden, Wahlbezirken und Haushalten in Schweden. ("Adapting Probability Sampling to Western Europe" in: The Public Opinion Quarterly, Vol. 14, Nr. 2, 1950. Wilson (1906–1968) war amerikanischer Meinungsforscher und einige Jahre Präsident der American Association for Public Opinion Research.)
Dieses Personen-Auswahl-System führte Wolff bei einer Hörerstrukturanalyse in der Britischen Zone und in Westberlin ein und gab ihm den Namen Schwedenschlüssel.

Siehe auch: Last-Birthday-/ Next-Birthday-Verfahren.

© R. Christian - W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 30 Sep 2005