Randomized Response-Technik (RRT)

Die RRT ist ein Verfahren zur Ermittlung der Prävalenz (also der Anteilswerte des Vorkommens) bestimmter Eigenschaften oder Verhaltensweisen bei Bevölkerungsumfragen. Soweit sie eingesetzt wird, geschieht dies vor allem bei heiklen Fragen, also Fragen, deren Beantwortung den Befragungsteilnehmern unangenehm sein kann, weil sie etwa verbotene oder tabuisierte Verhaltensweisen oder andere Dinge betreffen, über die man in der Regel Unbekannten gegenüber nicht gerne Auskunft gibt. Die RRT garantiert die Anonymität der individuellen Antworten, auch wenn dies für die Befragten wahrscheinlich nicht leicht verständlich ist, und soll so die Antwortbereitschaft und vor allem die Bereitschaft zu wahrheitsgemäßen Angaben erhöhen.

Die RRT basiert auf folgendem Verfahren: Die vom Interviewer gestellten Fragen werden mit einem Zufallsverfahren verknüpft, beispielsweise dem Werfen einer oder mehrerer Münzen. Im einfachsten Fall sollen die Befragten eine Münze einmal werfen (ohne das Ergebnis dem Interviewer mitzuteilen!) und in Abhängigkeit vom Ergebnis die Frage beantworten. Beispielsweise könnte eine Regel lauten: Wenn die Münze »Kopf« zeigt, sollen die Befragten die Frage immer mit Ja beantworten, wenn sie »Zahl« zeigt, sollen sie die Frage wahrheitsgemäß beantworten. Aus einer Antwort mit Ja oder Nein kann also im individuellen Fall nicht geschlossen werden, ob der oder die Befragte beispielsweise (bei einer Antwort mit Ja) »Kopf« geworfen hat, oder ob er tatsächlich das erfragte Verhalten bejaht. Dagegen kann aus den Anteilen von Ja- bzw. Nein-Antworten auf die relativen Häufigkeiten des erfragten Verhaltens geschlossen werden, da bei einer großen Stichprobe die empirischen Wahrscheinlichkeiten der unterschiedlichen Ausprägungen der Münzwürfe annähernd (d.h. im Rahmen des Stichprobenfehlers) den theoretischen Wahrscheinlichkeiten entsprechen. Aus der Zahl der Ja-Antworten, die über die theoretischen Wahrscheinlichkeiten hinausgehen, lässt sich dann der Anteilswert des erfragten Verhaltens abschätzen. – In der Praxis wurden mehrere Varianten dieses Vorgehens entwickelt, die aber immer auf vergleichbaren Überlegungen beruhen.

In ähnlicher Weise lassen sich auch metrische Merkmale erheben, das Vorgehen ist hier allerdings noch komplexer.

Hauptprobleme des Verfahrens liegen zunächst darin, dass es erstens zumindest für einen Teil der Befragten nicht leicht verständlich und damit nicht einfach zu handhaben ist, und dass zweitens viele Befragte auch die dahinterstehende ›Logik‹ nicht verstehen dürften und einige daher möglicherweise befürchten, Opfer eines von ihnen nicht durchschauten Tricks zu werden. Darüber hinaus benötigt das Verfahren wegen der eingebauten Zufallsprozesse große Stichproben und eine intensive Interviewerschulung und ist daher teurer als einfache Befragungen.

Siehe auch: Item Count-Technik.

Literatur:

  • Deffaa, Walter: Anonymisierte Befragungen mit zufallsverschlüsselten Antworten. Die Randomized-Response-Technik (RRT): Methodische Grundlagen, Modelle und Anwendungen (Hohenheimer volkswirtschaftliche Schriften, Band 1). Frankfurt a. M.: Peter Lang, 1982
  • Kirchner, Antje/Krumpal, Ivar/Trappmann, Mark/von Hermanni, Hagen: Messung und Erklärung von Schwarzarbeit in Deutschland – eine empirische Befragungsstudie unter besonderer Berücksichtigung des Problems des sozialen Erwünschtheit, in: Zeitschrift für Soziologie 42, 2013, S. 291-314

© W. Ludwig-Mayerhofer | Last update: 12 Jul 2014