Item Count-Technik (ICT)

Die ICT ist ein Verfahren zur Ermittlung der Prävalenz (also der Anteilswerte des Vorkommens) bestimmter Eigenschaften oder Verhaltensweisen bei Bevölkerungsumfragen. Soweit sie eingesetzt wird, geschieht dies vor allem bei heiklen Fragen, also Fragen, deren Beantwortung den Befragungsteilnehmern unangenehm sein kann, weil sie etwa verbotene oder tabuisierte Verhaltensweisen oder andere Dinge betreffen, über die man in der Regel Unbekannten gegenüber nicht gerne Auskunft gibt. Die ICT garantiert die Anonymität der individuellen Antworten, auch wenn dies für vielleicht nicht für alle Befragten verständlich ist, und soll so die Antwortbereitschaft und vor allem die Bereitschaft zu wahrheitsgemäßen Angaben erhöhen.

Die ICT funktioniert im einfachsten Fall wie folgt: In einer Umfrage wird einem zufällig ausgewählten Teil der Befragten eine Liste mit ›harmlosen‹ Fragen gestellt, der andere Teil der Befragten erhält die gleiche Liste plus eine ›heikle‹ Frage. Die Befragten sollen aber in beiden Fällen nur die Gesamtzahl der mit Ja beantworteten Fragen angeben. Da aus der ersten Teilstichprobe die durchschnittliche Zahl der Ja-Antworten auf die ›harmlosen‹ Fragen bekannt ist, kann aus der Zahl der Antworten in der zweiten Stichprobe geschätzt werden, wieviele Befragte außerdem die ›heikle‹ Frage bejaht haben.

Die ICT dürfte für Befragte wie für Interviewer leichter zu handhaben sein als die vergleichbare Randomized Response-Technik. Allerdings benötigt sie in der geschilderten einfachen Variante sehr große Stichproben, da ein Teil der Stichprobe ja nur für die Ermittlung der Zahl der Antworten auf die ›harmlosen‹ Fragen benötigt wird. Andere Varianten (z.B. die Verwendung zweier verschiedener Listen, wobei das heikle Item in einer Teilstichprobe mit der einen und in einer anderen mit der anderen Liste kombiniert wird) verringern dieses Problem, erhöhen allerdings die Befragungszeit weiter.

Literatur:

  • Droitcour, Judith/Caspar, Rachel A./Hubbard, Michael L./Parsley, Teresa L./Visscher, Wendy/Ezzati, Trena M.: The Item Count Technique as a Method of Indirect Questioning: A Review of Its Development and a Case Study Application, in: (Hrsg.): Measurement Errors in Surveys. John Wiley & Sons, Inc., 2004 (2. Auflage), S. 185-210
  • Kirchner, Antje/Krumpal, Ivar/Trappmann, Mark/von Hermanni, Hagen: Messung und Erklärung von Schwarzarbeit in Deutschland – eine empirische Befragungsstudie unter besonderer Berücksichtigung des Problems des sozialen Erwünschtheit, in: Zeitschrift für Soziologie 42, 2013, S. 291-314 (Anwendungsbeispiel)

© W. Ludwig-Mayerhofer, ILMES | Last update: 12 Jul 2014